Theaterpädagoge (MA, UdK Berlin) & professioneller Erzähler; seit 2020 Vertretungsprofessor für Kulturelle und Ästhetische Bildung an der Hochschule Neubrandenburg und Projektverantwortlicher für Lehre und Praxis in den Studiengängen Theaterpädagogik und Lehramt Theater (UdK).
Theaterpädagoge (MA, UdK Berlin) & professioneller Erzähler; seit 2020 Vertretungsprofessor für Kulturelle und Ästhetische Bildung an der Hochschule Neubrandenburg und Projektverantwortlicher für Lehre und Praxis in den Studiengängen Theaterpädagogik und Lehramt Theater (UdK).
Es ist ein schöner Sommertag. Auf dem Vorplatz des Deutschen Theaters Berlin stehen vereinzelt Menschen mit großen Kopfhörern und einem Smartphone in der Hand. Diese Menschen sind das Publikum von No Return, einer partizipativen, multimedialen Inszenierung im öffentlichen Raum. Wenn die Zuschauer*innen nicht durch die Gegend gehen, schauen sie konzentriert auf die Displays ihrer Smartphones.
Das Stück wurde vom Jugendclub 3 des Jungen Deutschen Theaters mit interessierten Jugendlichen im Alter von 16–22 Jahren in der Spielzeit 17/18 entwickelt. Die Produktion setzte sich mit den Themen Tod und Suizid auseinander. Entstanden ist eine Inszenierung, die durch eine App und per Audioguide durch den Stadtraum führte und aus zwei Teilen bestand. Der erste Teil der Inszenierung war App basiert. Durch den Einsatz der App wurde den Zuschauenden die Möglichkeit gegeben sich selbst zu entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Mit Audioeinspielungen wurde Einblick in die thematische Auseinandersetzung der Jugendlichen gegeben und es bestand die Möglichkeit Gedanken und Meinungen in der App zu teilen. Durch die Interaktion und Partizipation mit der App und den Jugendlichen wurden die Zuschauer*innen Teil der Performance und somit auch zu Protagonist*innen der Inszenierung. Der erste Teil der Inszenierung endete auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, wo die Smartphones und Kopfhörer verstaut wurden und das Publikum wieder auf die Jugendlichen traf. Diese führten die Zuschauer*innen in kleinen Gruppen über den Friedhof und traten in den direkten Austausch und in eine inhaltliche Auseinandersetzung.
Das Projekt war interdisziplinär auf der Leitungsebene angelegt. Es bestand aus dem Theaterpädagogen Lukas Müller vom Jungen Deutschen Theater, dem App-Entwickler Markus Schubert von Nebelflucht GmbH und Wendy Pladeck von Abschiedsgestalterin.de, einer Expertin zum Thema. Diese Konstellation sollte es ermöglichen, dass die Jugendlichen sowohl künstlerisch, thematisch als auch technisch im Produktionsprozess unterstützt und professionell begleitet werden. In der Entstehung von No Return stellte sich heraus, dass die Jugendlichen, welche sich für das Projekt angemeldet hatten, ein großes Interesse für die künstlerische und thematische Auseinandersetzung hatten, sich jedoch wenig für die technische Umsetzung und die Implementierung des Inhalts in die App interessierten. Weiter ließ sich feststellen, dass die teilnehmenden Jugendlichen zwar mit Smartphone und der digitalen Welt sozialisiert waren, jedoch nicht über ein ausgeprägtes technisches Wissen verfügten. Das führte schlussendlich dazu, dass die Implementierung des Inhalts in die App vom Produktionsteams übernommen wurde.
Digitale Formate wie No Return eröffnen neben einem Kunstraum, einen technischen und spielerischen Raum. Sie sind verbunden mit neuen Aufgaben, Produktionsabläufen und Herangehensweisen. Es ist zu vermuten, dass in dieser Art der interdisziplinären Arbeit im theaterpädagogischen Kontext, eine Möglichkeit steckt, neue Personengruppen anzusprechen. Dazu gehören zum Beispiel Jugendliche, die sich für Gaming oder Programmieren interessieren, mit Theater und Performance allerdings wenig Berührungspunkte haben. Es stellt sich die Frage, ob die theaterpädagogische Arbeit mit digitalen Formaten ein Potential inne hat, neue Menschen anzusprechen und vermehrt interdisziplinär Menschen zusammenzubringen. Dieses Potential und die neuen Möglichkeiten digitaler Formate bedarf es in der Zukunft näher zu erforschen.
Dokumentation zu No Return
Fotos: Arno Declair / Deutsches Theater
Die Seite Schul.Theater lädt alle am Schultheater interessierten Menschen in fünf digitalen Räumen dazu ein, sich über Grenzen hinweg zu inspirieren und zu informieren, zu verbinden und im Forum in den Austausch zu kommen.